
Das Sonntagssevangelium ist keine harmlose Geschichte. Es ist ein Aufruf zur Befreiung – damals und heute - weltweit bei uns und in Madagaskar - für Dich und mich.
Johannes der Täufer ist klar: Gott ruft uns – nicht zuerst in die Kirchenbänke, sondern in die Wüsten dieser Welt: dorthin, wo Menschen hungern, wo Hoffnung schwindet, wo Gerechtigkeit fehlt. Johannes’ Ruf zur „Umkehr“ (griech. metanoia) meint nicht nur individuelle oder moralische Reue, sondern eine tiefgreifende Veränderung der Lebensweise und Strukturen.
Im Bild lassen wir Johannes den Täufer in den Wüsten Madagaskars "auftreten" - aber wir könnten ihn auch hier bei uns vor einem Kohlekraftwerk oder einem Jobcenter in Szene setzen.
Der Advent ist die Zeit des Wartens – nicht nur auf Lichter, Geschenke und festliche Tage, sondern auf diese Veränderungen. Johannes ruft: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!“ Umkehr – das meint anders denken, anders leben und heißt, sich abzuwenden von Strukturen, die Menschen klein halten und sich der Gerechtigkeit, der Menschenwürde und der Solidarität zuzuwenden.
Laut, hart und polemisch übt er Kritik an der Schlangenbrut und richtet sich mit den Pharisäern und Sadduzäern an die herrschende (religiöse) Elite.
Heute führen - angesichts repressiver und korrupter Eliten - junge Menschen Klage in Madagaskar und rufen.
Wir wollen leben, nicht überleben!
Beim letzten Klimastreik vor drei Wochen hier bei uns riefen junge Menschen laut und deutlich
Manchmal weine ich, nicht weil ich schwach bin – sondern weil ich spüre, was wir verlieren
„Die Axt liegt schon an der Wurzel, die Spreu wird verbrannt.“ Diese Aussage richtet Johannes an die Unterdrückten; einmal mit dem Blick auf das Kommen von Jesus; andererseits mit seiner prophetischen Gewissheit, dass dieser Gott das Unrecht nicht duldet. Das darf dieser Johannes dann auch so bild- und wortgewaltig ausdrücken.
Wir verstehen dies als adventliche Hoffnung und Verheißung - für all die jungen Menschen dieser Welt - dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist - Ausbeutung, Gewalt und Ungerechtigkeit haben nicht das letzte Wort.
"Der aber, der nach mir kommen wird, ist viel mächtiger als ich." Auf diese Karte dürfen wir mit Johannes dem Täufer in der Adventszeit setzen.
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| Wir wollen leben, nicht überleben | Ich spüre, was wir verlieren |