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Wir wünschen Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest, getragen von der Hoffnung, |
Wir Christ:innen verstehen das von der schwangeren Maria gesprochene/gesungene Magnifikat (Lk 1, 46-55) nicht nur als einen frommen Lobgesang. Das Magnificat können wir am Tag der Geburt Jesu als Gottes Parteinahme für die Unterdrückten verstehen. Es kündigt keinen innerlichen Trost an, sondern eine reale Veränderung gesellschaftlicher Strukturen.
Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Das Magnificat ist die im Gesang Marias vorweggenommene Deutung, was mit der Geburt Jesu geschehen wird: Gottes befreiendes Handeln tritt in Gestalt eines armen Kindes in die Geschichte ein. Diese theologische Deutung des Magnificats ist hilfreich, um die Heiligabend-Idylle in Bethlehem und die Verklärung der armseligen Umstände der Geburt Jesu zu entzaubern. Das Magnificat kündigt an, was mit der Geburt Jesu beginnt: Gottes befreiende Umkehr der Verhältnisse. Und Marias Kind wird später als 30jähriger diese Botschaft radikalisieren.
Gespielt von der Band Alpaka Rising bei der Nacht des Heiligtums im Jahr 2020 in Vallendar
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat dazu einmal geschrieben: Das "Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen: revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde. Es ist nicht die sanfte, zärtliche, verträumte Maria, wie wir sie auf Bildern sehen, sondern … die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht."