Den Genossenschaftsgedanken stärken

KAB Hüls lud AK-Madagaskar ein

Hüls Iray Aina (c) KAB
Hüls Iray Aina
Datum:
Mo. 6. Juni 2016
Von:
Andris Gulbins
Die Teilnehmenden füllten sich Taschen mit Gold
Hüls (c) KAB
Hüls

Mana hoana - Guten Tag - so begrüßten auf Madagassisch die drei Experten der KAB: Andris Gulbins, Irene Poque und Rüdiger Ziesemann am Dienstagabend im Heinrich Joeppen Haus ihre Gäste. Seit mehr als 20 Jahren pflegt die KAB der Diözese Aachen eine Partnerschaft mit der IRAY AINA, dies ist der madagassische Name der KAB Bewegung auf der Insel.

Die drei Mitglieder des KAB Arbeitskreises Madagaskar hatten im November des vergangenen Jahres eine zehntägige Reise auf den Inselstaat unternommen und sich unter anderem über die sinnvolle Verwendung der dorthin geschickten Spenden informiert.

Ein Aufenthalt auf Madagaskar ist nach Meinung unserer Reisenden eine ständige Begegnung mit dem Elend der Menschen und einer bisher ausweglosen Armut. 85 % der Inseleinwohner haben täglich ein Einkommen von nur 1,20 Euro. Rund 90 % von diesem Einkommen wird für Essen ausgegeben. Besonders für Bauern und Arbeiter sowie für alleinstehende Frauen ist es oft sehr schwierig, ihre Familie zu ernähren oder das Schulgeld für ihre Kinder aufzubringen. Ein weiteres Problem auf Madagaskar ist auch die hohe Verschuldung. Viele Menschen leihen sich aus Verzweiflung Geld zu Wucherzinsen (von bis zu 300 % p.a.).

Der erste Schritt zur Verbesserung der eigenen Lebenssituation dort, ist nach Meinung der KAB die Organisation in Gruppen. Seit dem Jahr 1995 arbeitet man mit einem genossenschaftlichen Gedanken. Die IRAY AINA hat seitdem rund 150 „Reisbanken“, das sind kleine genossenschaftliche Spargruppen, gegründet, die seit 2006 auch in 29 Projekten Mikrokredite vergeben. Die Menschen schließen sich also mit der KAB zu Gemeinschaften zusammen, die Reis, Nelken, Rohrzucker oder Vanille anbauen und verkaufen. Anteile der Ernte werden in den sogenannten Reisbanken eingelagert, um sich preiswertes Saatgut zu sichern oder Vorräte für die eigene Versorgung aufzubauen. Es werden Fischernetze hergestellt, Obst eingekocht, Messer produziert und Vieh gezüchtet. Mit dem Geld aus den Verkäufen der Arbeit können die Mikrokredite dann zurückbezahlt werden.

Aus Hülser Sicht ist das Projekt besonders bemerkenswert, da vor 125 Jahren im heutigen Hülser Rathaus eine ähnliche genossenschaftliche Organisation, die erste Vorgänger-Gründungsversammlung der heutigen Volksbank Krefeld stattfand. Damals kämpfte man in Hüls mit manchen Problemen, wie sie die Menschen heute auf Madagaskar auch haben. Wir von der Hülser KAB wünschen unseren Freunden auf Madagaskar für die Zukunft einen annähernd erfolgreichen Verlauf ihrer Aktivitäten, wie er bei der Volksbank zu sehen ist.

Die gekommenen Gäste wurden mit Videos, Bilder und Berichten an einen Ort geführt, den die meisten noch nicht kannten. Zumindest nicht so! Dennoch hat die Insel auch sehr schöne Seiten, von denen sich die Gäste in den gezeigten Videos überzeugen konnten. Besonders die Herzlichkeit der Inseleinwohner zu den Besuchern und Urlaubern. So berichtete Andris. Nach dem Vortrag konnte man madagassisches Gold erwerben. Jeder konnte es sich sogar leisten. Denn es war kein glänzendes Edelmetall, sondern aus kristallinen Partikeln mit kleinen dunklen Stückchen. Dort steht das Wort Gold nämlich für den angebauten und produzierten Rohrzucker und den Vanilleschoten.

Mit den Taschen voller Gold, einem informativen Beitrag und einem Dank von IRAY AINA für die Geldspende des Bücherbasares, gingen die Hülser an diesem Abend nach einem Applaus an die Entwicklungshelfer nach Hause.