Drei Viertel der Madagassinnen und Madagassen leben unter der Armutsschwelle. «Die Reiserträge der Bauern genügen nicht, um ihre Familien zu ernähren. Deshalb müssen sie sich verschulden», erklärt Joëline Razafindratsara. Sie leitet seit rund fünfzehn Jahren das Projekt der Spargruppen im Hochland von Madagaskar. Die Geldverleiher verlangen Wucherzinsen von mehr als 100 Prozent pro Monat. Und weil sie oft die Felder oder Rinder als Garantie verlangen, verlieren die Familien ihre Lebensgrundlage, wenn sie die Schulden nicht rechtzeitig zurückzahlen können.
Das Prinzip der Spargruppen ist einfach. Die Mitglieder zahlen regelmässig kleine Geldbeträge in eine gemeinsame Kasse oder legen einen gemeinsamen Reis- oder Maniokvorrat an. Wenn eine Familie Geld für Nahrungsmittel, Medikamente oder den Schulbesuch der Kinder braucht, kann sie auf die Ersparnisse der Gruppe zurückgreifen. «Bevor wir unsere Spargruppe gründeten, waren acht von zehn Familien gezwungen, sich extern Geld auszuleihen. Viele hatten dennoch nicht jeden Tag genug zu essen», erzählt Rodin Fenozara, der eine Spargruppe im Norden von Madagaskar leitet.
Inzwischen begleiten die Partnerorganisationen von Fastenopfer über 9000 Spargruppen. Zwei Drittel der Mitglieder haben sich bisher aus eigener Kraft von den Schulden befreit und damit ihre Lebenssituation verbessert. Als Netzwerke von Gruppen führen sie grössere Projekte durch wie den Bau von Schulhäusern oder die Reparatur von Transportwegen.
Seit Beginn der politischen Krise 2009 haben sich die Lebensbedingungen stark verschlechtert, die Kriminalität ist angestiegen. In dieser Krise werden die Spargruppen für Zehntausende von Menschen zum Rettungsanker, welche das Überleben erleichtern und auf eine bessere Zukunft hoffen lassen.