Viele wollen in die Politik gehen, um so schnell wie möglich reich zu werden

Kardinal Tsarahazana kritisiert die grassierende Korruption

vatican archivbild (c) vatican
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Datum:
Mi. 27. Juli 2022
Von:
Andris Gulbins
Madagaskars Kardinal Désiré Tsarahazana, Erzbischof von Toamasina, macht die grassierende Korruption für eine Verschlechterung der Lebensbedingungen in seinem Land verantwortlich. Dennoch ruft er in einem Interview dazu auf, die Hoffnung nicht zu verlieren und mehr Bildung zu ermöglichen.
 

In dem Mitte Juli von „Kirche in Not“ veröffentlichten Interview sprach der Kardinal Tsarahazana von Madagaskar als „einem Land mit großen Kontrasten", das mit vielen Ressourcen gesegnet sei, in dem aber die sozialen Strukturen „verfallen". Die größten Probleme sieht der Erzbischof dabei in der immer stärker werdenden Korruption: „Es gibt eine Verschlechterung, die vor allem mit der Korruption zusammenhängt. Viele Menschen wollen in die Politik gehen, um so schnell wie möglich reich zu werden.“ Dabei liegt für ihn das Problem in der fehlenden Bildung und dem mangelnden „kultivierten Verhalten“, was bedeute, dass „ein Großteil des Verfalls nicht wirtschaftlicher, sondern sozialer Natur“ sei.

„Aber wenn man Hoffnung hat, dass sich die Dinge eines Tages bessern könnten, dann folgen Mut und Tapferkeit“

Hoffnung überwindet Korruption

Der anhaltenden Korruption könne man nur mit Hoffnung begegnen, denn wenn man „verzweifelt“ sei, verliere man die Kraft, „etwas zu tun, um die Situation zu ändern, vor allem dann, wenn man leidet. Aber wenn man Hoffnung hat, dass sich die Dinge eines Tages bessern könnten, dann folgen Mut und Tapferkeit. Wir dürfen uns nicht von der Verzweiflung, vom Bösen überwältigen lassen“, so Tsarahazana. Das Land hätte in den letzten Jahren vor allem durch Naturkatastrophen wie Wirbelströme oder Überschwemmungen Leid und stärker werdende Armut erfahren, doch diesen Katastrophen sei eine Welle der Solidarität und Liebe gefolgt.

Papstreise brachte Hoffnung

Dass der Papst 2019 in Madagaskar besucht hatte, hätte den Menschen viel Hoffnung gegeben, stellte Kardinal Tsarahazana fest: „Der Besuch des Papstes hat den Wunsch der Menschen gestärkt, sich den täglichen Herausforderungen zu stellen. In meinem Fall hat er mir geholfen, mein Engagement für das Gute zu stärken.“

Seit diesem Besuch hätte sich einiges getan: so wurde eine Kathedrale im Bistum Morondava geweiht, sie hätten nun einige Autos, sodass die Priester nicht tagelang zu Fuß zu den Gläubigen unterwegs sein müssten, und eine eigene Radiostation würde helfen, die Gläubigen auf neuen Wegen zu erreichen, berichtete der Erzbischof im Interview.

(pm - schw)