In einer ungewöhnt deutlichen Erklärung äußern sich die Bischöfe zur aktuellen sozialen wirtschaftlichen und politischen Lage im Land.
In der Erklärung heisst es u.a.:
Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Mt 9,36
"Da die Kirche prophetisch ist, werden wir nicht müde und niemals schweigen, um mit dem Volk gemeinsam die aktuellen Schmerzen der Madagassen zu verkünden, obwohl es Anstrengungen gegeben hat, die man nicht vernachlässigen darf. Das Problem der Strom- und Wasserversorgung ist sehr tiefgreifend. Es ist nach so vielen Jahren der Ineffizienz nicht gelöst und kann als eine Form des indirekten Mordes angesehen werden, da Wasser gleichbedeutend mit Leben ist. Die Preise für lebensnotwendige Güter steigen immer weiter an. Die Unsicherheit gewinnt in vielen Regionen weiter an Boden. Das Erziehungs- und Bildungswesen verschlechtert sich in Madagaskar von der Basis bis zur Oberstufe. Die Auswirkungen der ausländischen Hilfen auf die Wirtschaft und die Entwicklung sind nicht wirklich spürbar. Die Situation ist so, dass die Menschen gezwungen sind, sich aufzuopfern und zu leiden. Sie scheinen ihr Schicksal und ihre Bestimmung resigniert hinzunehmen. Sie wagen es nicht, ihre Meinung zu äußern, da es für sie „besser ist, morgen zu sterben als heute“. Die Machthaber ihrerseits scheinen gefühllos zu sein, sie haben keine Entwicklungspläne, keine Methoden und keine möglichen Entschließungen. Die lokalen Behörden sind hilflos wie „ein Spaten, der nicht in der Lage ist, das Gras zu schneiden“. Dennoch wagen es einige immer noch zu behaupten, dass das Land Fortschritte macht und die politischen Eliten effizient sind. Gibt es Menschen oder Gruppen, die dafür bezahlt werden, die Führer zu loben, während sie dem Leiden des Volkes gleichgültig gegenüberstehen? Führende Politiker oder ihre Anhänger und engen Mitarbeiter missbrauchen ihre Macht und häufen Vermögen an. Dabei wird absichtlich vergessen, dass alles ein Ende hat.
All diese Tatsachen offenbaren, dass das Leben des Volkes völlig zusammenbricht. Die einfachen Leute wissen nicht, wohin sie gehen sollen, während eine Minderheit den nationalen Reichtum an sich reißt und ausplündert und sich daran erfreut, indem sie gegen das Gewissen verstößt und den Blick von der Armut ihrer Mitbürger abwendet. Nur wenigen gelingt es, Arbeitsplätze zu schaffen, um zu überleben, aber viele Unternehmen wurden auch mutwillig zerstört. Diejenigen, die arbeitslos sind, haben keine Sicherheit. Die Situation entspricht nicht den Versprechungen und Vorhersagen der Kandidaten, die derzeit die Führungspositionen innehaben „Man herrscht wirklich mit seiner Natur“, lautet ein Sprichwort. Die Menschen haben kein Vertrauen mehr in die Führung und greifen zu allen Mitteln, um zu überleben. Ist es möglich, dass alles getan wird, um das Volk zum Vorteil einer Minderheit ärmer zu machen? Wir hoffen dennoch, dass einige führende Politiker angesichts dieser Armut Mitgefühl haben und ihr Leben dafür einsetzen, um sehr dringende, wirksame und dauerhafte Lösungen zu finden."